Jürgen Gutschi ist Head of Procurement bei Bruker Alicona und weiß alles über die Herausforderungen, Entwicklungen und Zukunftstrends im industriellen Einkauf. Das Beste daran: Er teilt sein Wissen gern mit uns.
Ich arbeite seit sechseinhalb Jahren bei Bruker Alicona. Seit 2004 war ich in verschiedenen Branchen und Einkaufsfunktionen tätig.
Die Einkaufsabteilung macht sämtliche Bestellungen für das Unternehmen. Das Team besteht aus vier Personen. Wir unterteilen unsere Arbeit in den operativen und den strategischen Einkauf. Ich überwache die Lieferkette und den Beschaffungsprozess. Außerdem verwalte ich die Kostenstruktur des Einkaufs.
Raaba bei Graz ist für uns ein hervorragender Standort, da der Autobahnknoten Graz West nur 10 Minuten entfernt ist. Der Flughafen Graz ist in der Nähe. Wir wählen die meisten unserer Lieferanten lokal aus. Das hilft uns, nachhaltig und zukunftsorientiert einzukaufen. Es hat uns auch geholfen, unsere Lieferkette und Fertigung in den letzten schwierigen Jahren am Laufen zu halten.
Hohe Inflation und Probleme in der Lieferkette. Aufgrund gestiegener Fertigungs-, Arbeits- und Transportkosten hatten wir auch mit Preiserhöhungen zu kämpfen, die wir jedoch gut bewältigt haben. In den letzten Jahren hatten wir auch mit Lieferproblemen und längeren Lieferzeiten zu kämpfen. Dank frühzeitiger Mengenverträge und koordinierter Bestandsaufstockungen haben wir diese gut bewältigt. Außerdem gibt es mehr Vorschriften, die den Papierkram erschweren.
Die meisten unserer Lieferanten kommen aus der DACH-Region, aber wir haben uns in letzter Zeit auf lokale Unternehmen konzentriert. Etwa 70 % der Lieferungen kommen aus Österreich und werden direkt in der Region eingekauft.
Die regionale Beschaffung hält die Kosten niedrig und schafft einen Mehrwert in der Region. Das hilft den lokalen Anbieter:innen und sichert Arbeitsplätze. Kürzere Liefer- und Koordinierungszeiten verringern auch das Risiko.
Wir müssen nicht aus dem Ausland importieren, weil wir ein gutes österreichisches Lieferantennetz haben. Nur in sehr seltenen Fällen sind Produkte im Ausland billiger und wir kaufen sie dort ein.
Optische Teile und Baugruppen werden aus Asien bezogen. Der Preisunterschied beträgt 40-60 %.
Ich kaufe in der Regel vor Ort oder aus Österreich ein. Das hilft uns, das Risiko zu verringern und unseren Einkauf nachhaltig zu gestalten. Für manche Hightech-Produkte und -Bestandteile haben wir jedoch keinen Lieferanten in Österreich gefunden.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Suche nach dem billigsten Land keine Garantie mehr für eine langfristig sichere und kostengünstige Versorgung ist. Das Supply Chain Management ist in letzter Zeit mit vielen Problemen konfrontiert worden. Viele Unternehmen haben bereits von globaler auf regionale Beschaffung umgestellt.
In den kommenden Jahren werden wir uns darauf konzentrieren, bessere Beziehungen zu unseren Lieferanten aufzubauen und unabhängiger zu werden. Wir suchen auch nach Möglichkeiten, unsere Produkte nachhaltiger zu gestalten.