Best-Preis-Länder sind keine Lösung im Procurement von Bruker Alicona

Interview mit Jürgen Gutschi, Head of Procurement, über Regionalität bei Bruker Alicona

Veröffentlicht am 04.12.2024

Jürgen Gutschi ist Head of Procurement bei Bruker Alicona und weiß alles über die Herausforderungen, Entwicklungen und Zukunftstrends im industriellen Einkauf. Das Beste daran: Er teilt sein Wissen gern mit uns.

Jürgen, erzähl uns etwas über deine Karriere bei Bruker Alicona.

Ich arbeite seit sechseinhalb Jahren bei Bruker Alicona. Seit 2004 war ich in verschiedenen Branchen und Einkaufsfunktionen tätig.

Du bist der Leiter der Procurementabteilung. Was ist die Aufgabe deine Abteilung? Wie groß ist sie? Wie sind die Aufgaben aufgeteilt? Was ist deine Aufgabe?

Die Einkaufsabteilung macht sämtliche Bestellungen für das Unternehmen. Das Team besteht aus vier Personen. Wir unterteilen unsere Arbeit in den operativen und den strategischen Einkauf. Ich überwache die Lieferkette und den Beschaffungsprozess. Außerdem verwalte ich die Kostenstruktur des Einkaufs.

Der Sitz von Bruker Alicona ist in Raaba, in der Nähe von Graz, Österreich. Alle Messsysteme werden hier hergestellt. Wie ist der Standort für die Beschaffung?

Raaba bei Graz ist für uns ein hervorragender Standort, da der Autobahnknoten Graz West nur 10 Minuten entfernt ist. Der Flughafen Graz ist in der Nähe. Wir wählen die meisten unserer Lieferanten lokal aus. Das hilft uns, nachhaltig und zukunftsorientiert einzukaufen. Es hat uns auch geholfen, unsere Lieferkette und Fertigung in den letzten schwierigen Jahren am Laufen zu halten.

Jürgen Gutschi
Head of Procurement

Was waren die Hauptprobleme in den letzten Jahren?

Hohe Inflation und Probleme in der Lieferkette. Aufgrund gestiegener Fertigungs-, Arbeits- und Transportkosten hatten wir auch mit Preiserhöhungen zu kämpfen, die wir jedoch gut bewältigt haben. In den letzten Jahren hatten wir auch mit Lieferproblemen und längeren Lieferzeiten zu kämpfen. Dank frühzeitiger Mengenverträge und koordinierter Bestandsaufstockungen haben wir diese gut bewältigt. Außerdem gibt es mehr Vorschriften, die den Papierkram erschweren.

Woher kommen die Bestandsteile für die Messtechnik?

Die meisten unserer Lieferanten kommen aus der DACH-Region, aber wir haben uns in letzter Zeit auf lokale Unternehmen konzentriert. Etwa 70 % der Lieferungen kommen aus Österreich und werden direkt in der Region eingekauft.

Warum ist der regionale Einkauf wichtig?

Die regionale Beschaffung hält die Kosten niedrig und schafft einen Mehrwert in der Region. Das hilft den lokalen Anbieter:innen und sichert Arbeitsplätze. Kürzere Liefer- und Koordinierungszeiten verringern auch das Risiko.

Wie sieht es mit den Kosten aus? Andere Länder haben niedrigere Preise für bestimmte Produkte.

Wir müssen nicht aus dem Ausland importieren, weil wir ein gutes österreichisches Lieferantennetz haben. Nur in sehr seltenen Fällen sind Produkte im Ausland billiger und wir kaufen sie dort ein.

Wie hoch sind diese Preisunterschiede? In welchen Bereichen sind die Preisunterschiede wirklich erheblich?

Optische Teile und Baugruppen werden aus Asien bezogen. Der Preisunterschied beträgt 40-60 %.

Gibt es Produkte oder Dienstleistungen, die Sie nur in Österreich kaufen? Und welche, die Sie bedenkenlos im Ausland kaufen können?

Ich kaufe in der Regel vor Ort oder aus Österreich ein. Das hilft uns, das Risiko zu verringern und unseren Einkauf nachhaltig zu gestalten. Für manche Hightech-Produkte und -Bestandteile haben wir jedoch keinen Lieferanten in Österreich gefunden.

Wie sieht die Zukunft der Beschaffung aus? Wird die Beschaffung globaler werden oder sich auf den heimischen Markt konzentrieren?

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Suche nach dem billigsten Land keine Garantie mehr für eine langfristig sichere und kostengünstige Versorgung ist. Das Supply Chain Management ist in letzter Zeit mit vielen Problemen konfrontiert worden. Viele Unternehmen haben bereits von globaler auf regionale Beschaffung umgestellt.

Was sind Ihre Ziele in der Beschaffung bei Bruker Alicona? Was wollen Sie als Abteilung erreichen?

In den kommenden Jahren werden wir uns darauf konzentrieren, bessere Beziehungen zu unseren Lieferanten aufzubauen und unabhängiger zu werden. Wir suchen auch nach Möglichkeiten, unsere Produkte nachhaltiger zu gestalten.

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